Schilddrüse

Schilddrüsenerkrankung beim Hund – das musst du wissen

Die Schilddrüse ist ein kleines, unscheinbares Organ im Halsbereich des Hundes. Für den funktionierenden Stoffwechsel unserer Vierbeiner ist sie allerdings von entscheidender Bedeutung und eine Erkrankung kann viele, ernsthafte Probleme im Hundekörper verursachen. Leidet dein Hund unter Erschöpfung oder nimmt er trotz strengster Diät kein Gramm ab? Unsere Tierärztin Dr. Julia Vietmeier erklärt dir, warum das mit der Schilddrüse zusammenhängen kann, und gibt Tipps, wie du deiner Fellnase helfen kannst.

Die Schilddrüse beim Hund

Die Schilddrüse liegt beim Hund in der Nähe des Kehlkopfes seitlich der Luftröhre und ist ein kleines, empfindliches Organ mit großem Einfluss auf den Stoffwechsel des Hundes. In der Schilddrüse werden Hormone gebildet und ausgeschüttet, welche im gesamten Körper Aufgaben übernehmen. Sie bestehen aus Proteinen und Jod, dass daher für die Funktion der Schilddrüse von großer Bedeutung ist. Die hergestellten Hormone sind T3 (Trijodthyronin) und T4 (Thyroxin), wobei der Körper T3 (biologisch wirksamer) aus T4 selbst herstellen kann.

Die Schilddrüse wird übergeordnet durch das Hormon TRH (Thyreotropin-Releasing-Hormon) welches aus dem Zwischenhirn (Hypothalamus) ausgeschüttet und weiter über das Hormon TSH (Thyreoideastimulierendes Hormon) der Hirnanhangsdrüse (Hypophyse) gesteuert.

Einige wichtige Aufgaben der Schilddrüsenhormone sind:

  • Wachstum und Entwicklung von Gewebe (Körperwachstum, Haarwachstum)
  • Regulation des Farbsehens
  • Wärmeregulierung
  • Regulierung des Gesamtstoffwechsels (Enzyme, Fettstoffwechsel, etc.)
  • Immunsystem

Zur Bildung der Schilddrüsenhormone ist Jod sehr wichtig. Die Aufnahme wird durch das im Blut vorhandene Jod geregelt. Die Schilddrüsenhormone sind im Blut zum Transport an Eiweiße gebunden und gelangen so zu den einzelnen Organen und damit in die Körperzellen.

Es gibt Schwankungen in der Schilddrüsenaktivität, besonders zu den Jahreszeiten. Im Sommer ist die Schilddrüse inaktiver als im Winter. Auch Erkrankungen wie Infekte, Medikamente, das Alter und die Ernährung beeinflussen die Ausschüttung der Hormone.

Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenüberfunktion beim Hund: Wissenswertes

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose) produziert die Schilddrüse zu wenig Hormone. In der Regel ist der Verlauf schleichend und wird durch die Vielfalt der Symptome oft erst spät entdeckt. Die Diagnose kann schwierig sein, da die Blutwerte zu Beginn vielen Schwankungen unterliegen. Bei eindeutigen Blutwerten ist häufig schon ein Großteil des Schilddrüsengewebes zerstört.

Es gibt Hunderassen, denen man rassetypisch niedrige Schilddrüsenwerte nachsagt wie z. B. Do Khyis, Akitas, Greyhounds und Whippets.

Bei einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) werden zu viele Hormone gebildet. Durch die hohe Hormonkonzentration bewirkt die Schilddrüsenüberfunktion eine höhere Stoffwechselaktivität. Dies geht meistens mit einem Gewichtsverslust deines Vierbeiners einher.

Hunde, die an einer Erkrankung der Schilddrüse leiden sollten behandelt werden. Die Diagnose stellt hierbei einen ersten, sehr wichtigen Schritt da. Eine Überprüfung des Futterplans ist wichtig, da hier schon viele Fehler auftreten und diese durch gezielte Ernährung häufig zu beheben sind. Bei einer Unterfunktion kann der Hund in der Regel gut mit Medikamenten eingestellt werden. Es ist aber in vielen Fällen eine lebenslange Gabe nötig. Richtig eingestellt und regelmäßig kontrolliert, kann deine Fellnase mit einer Unterfunktion der Schilddrüse gut leben. Bei einer Überfunktion kommt es auf die Ursache an. Hier ist nicht immer eine zufriedenstellende Therapie möglich. Ohne eine angemessene Therapie kommt es, durch die Störungen im Stoffwechsel deines Hundes, in der Regel mit der Zeit zu weitreichenden Folgen für den Hundekörper und dadurch kann sich die Lebenserwartung deines Vierbeiners verkürzen. Daher ist eine frühe Diagnose der Erkrankung wichtig.

Ursachen einer Schilddrüsenerkrankung beim Hund

Die Diagnose einer Schilddrüsenerkrankung, besonders in ihren Anfängen, ist häufig eine Herausforderung. Mit Hilfe dieses Beitrages kannst du dich informieren und bist in der Lage beginnende Symptome richtig einzuordnen. Du kennst deinen Liebling schließlich am besten. Zögere nicht einen Termin beim Tierarzt zu vereinbaren, um mit ihm deinen Verdacht zu besprechen.

Schilddrüsenüberfunktion beim Hund – die Ursachen

Bei einer Überfunktion der Schilddrüse werden zu viele Hormone gebildet. Ursachen hierfür sind, in der Regel, hormonbildendes Gewebe außerhalb der Schilddrüse oder ein hormonbildender Schilddrüsentumor. Dies kann in einer Vergrößerung der Schilddrüse resultieren (Kropf). Bei Hunden gibt es überwiegend Schilddrüsenkarzinome, eine bösartige Form des (meistens) hormonproduzierenden Schilddrüsentumors (besonders Golden Retriever und Beagle sind betroffen). Man unterscheidet zwischen hormonbildenden und hormonell inaktiven Tumoren.

Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Bei einer Schilddrüsenunterfunktion gibt es deutlich mehr Ursachen als bei einer Schilddrüsenüberfunktion. Zum einen kann es eine Funktionsstörung der Schilddrüse selbst geben, unausgewogene Ernährung oder die regulierenden, übergeordneten Regelkreise (Zwischenhirn/Hypothalamus und Hirnanhangsdrüse/Hypophyse) können betroffen sein. Es gibt zusätzlich verschiedene Krankheiten, die einen Einfluss auf die Schilddrüse haben.

Ursachen können sein:

  • Jodungleichgewicht (sowohl langanhaltender Jodmangel als auch Jodüberschuss)
  • Abbau der Schilddrüse (Atrophie, Ursache unbekannt, Autoimmunthyreoiditis)
  • Altersbedingter Organschwund
  • Entzündung der Schilddrüse (Tyreoiditis) z.B. Leishmaniose, Autoimmunreaktion, Verletzungen im Halsbereich
  • Krankheiten (Diabetes mellitus, Infektionserkrankungen, Niereninsuffizienz, Morbus Cushing)
  • Medikamente (z.B. Glukokortikoide, Phenylbutazon, einige Antibiotika)

Schilddrüsenüberfunktion beim Hund: Symptome

Typische Symptome:

  • Bewegungsunlust, Erschöpfung
  • Vermehrtes Aufsuchen kühler Plätze
  • Vermehrtes Hecheln
  • Gewichtsverlust
  • Muskelabbau
  • Erhöhte Puls- und Atemfrequenz
  • Unruhe, Nervosität, Schreckhaftigkeit
  • Starker Durst
  • Heißhunger und Gefräßigkeit

Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion beim Hund

Typische Symptome:

  • Kühle Körperoberfläche, vermehrtes Wärmebedürfnis
  • Gesteigerter Appetit
  • Neigung zur Fettleibigkeit trotz verringerter Futtergabe
  • Vermehrter Durst
  • Gelenkschmerzen
  • Heiserkeit, krächzendes Bellen
  • Trockene Augen
  • Magen-Darm-Probleme (Wechsel von Verstopfung und Durchfall)
  • Haarausfall
  • Mattes, glanzloses Fell
  • Farbveränderungen des Felles
  • Schuppiges Fell
  • Schwarzfärbung der Haut (z.B. Nasenrücken, Rutenansatz, Schenkelinnenflächen)
  • Wassereinlagerungen, besonders im Gesicht (trauriger Gesichtsausdruck)
  • Verhaltensänderungen (aggressiv, ängstlich)

Diagnose Schilddrüsenüberfunktion:

Im Blut lassen sich häufig stark erhöhte Hormonwerte (T3/T4) nachweisen und weiteren Veränderungen des Blutbildes wie zum Beispiel reduzierte Cholesterinwerte, erhöhte Kalziumwerte und eine Erhöhung der weißen Blutkörperchen (Leukozytose). Zusammen mit den klinischen Symptomen kann eine Schilddrüsenüberfunktion diagnostiziert werden.

Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion:

Die Schilddrüsenhormone sind gut im Blut nachweisbar, daher ist eine Blutuntersuchung der erste Schritt. Wichtig ist die Erstellung eines Schilddrüsenprofils. Die Auswertung ist nicht immer einfach und sollte bestenfalls durch einen Experten erfolgen. Oft ist eine eindeutige Diagnose anhand der Blutwerte schwierig. Sinnvoll sind mehrere Blutuntersuchungen in zeitlichen Abständen, besonders bei unklaren Werten. Eine subklinische Schilddrüsenunterfunktion (das Anfangsstadium) beginnt häufig bei noch normalen Schilddrüsenwerten.

Auch eine Analyse des Futterplans ist sinnvoll und sollte nicht unterbleiben. Hier spielt die Jodversorgung des Hundes eine große Rolle.

Schilddrüse und Verhalten

Die Diagnose einer Schilddrüsenunterfunktion ist im Anfangsstadium sehr schwierig. Die Blutwerte führen oft zu keinen klaren Ergebnissen. Häufig werden Verhaltensauffälligkeiten und Trainingsprobleme beim Hund mit einer Unterfunktion der Schilddrüse in Zusammenhang gebracht. Vieles ist aber noch nicht eindeutig wissenschaftlich belegbar und es braucht hier weitere Untersuchungen. Bevor man aufgrund von Verhaltensauffälligkeiten des Hundes auf eine Schilddrüsenerkrankung hin therapiert, müssen alle anderen Ursachen (z. B. mangelnde Sozialisation, reizarm aufgewachsener Hund, Stress, Erziehungsfehler) ausgeschlossen sein.

Häufige Verhaltensänderungen beim Hund können sein:

  • Tunnelblick (der Hund ist in manchen Situationen nicht mehr ansprechbar)
  • Geringe Stresstoleranz, Reizbarkeit
  • Plötzlich und unprovoziert aggressiv gegen Menschen oder andere Tiere
  • Trägheit und Abgestumpftheit
  • Schnellere Erschöpfung
  • Stimmungsschwankungen

Behandlung einer Schilddrüsenüberfunktion beim Hund:

Die Therapie richtet sich nach der Ursache. Bei den, häufig zugrunde liegenden, Schilddrüsentumoren ist eine operative Entfernung häufig schwierig bis unmöglich und sie neigen zur Streuung (Metastasierung). Ist eine Autoimmunerkrankung die Ursache, kann mit schilddrüsenhemmenden Medikamenten therapiert werden.

Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion:

Wenn die Ursache in der Schilddrüse selbst liegt und kein Jodungleichgewicht besteht, wird der Hund mit Thyroxin (T4) behandelt. Das bedeutet, dass Schilddrüsenhormone zugeführt werden. Deine Fellnase braucht hier eine deutlich höhere Dosis als du sie brauchen würdest. Es gibt speziell für die Fellnasen angepasste Medikamente. Hier muss mittels Bluttests gesichert sein, dass der gewünschte Hormonspiegel auch erreicht wird. Eine erste Überprüfung findet meist nach 4-6 Wochen statt. Die Gabe der Tabletten sollte (in der Regel) zweimal am Tag, im Abstand von 12 Stunden erfolgen, um einen möglichst konstanten Hormonspiegel zu erhalten. Die abendliche Dosis sollte nicht zu spät gegeben werden, da die Schilddrüsenhormone eine stoffwechselanregende Wirkung haben. Den gewählten Rhythmus solltest du beibehalten. Vergewissere dich besser vorher, ob die zeitlichen Gaben praktikable für euch sind. Es gibt auch Medikamente, die nur einmal am Tag gegeben werden müssen. Dies muss individuell für deine Fellnase geprüft werden. Regelmäßige Kontrollen der Blutwerte sind nötig, um die optimale Dosierung zu gewährleisten.

Die Gabe der Medikamente erfolgt immer nach den aktuellen Blutergebnissen und den Wirkungen auf den Hund. Die meisten Hunde bekommen die Tabletten lebenslang.

Man sollte immer abklären, ob andere Ursachen der Schilddrüsenunterfunktion zugrunde liegen!

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier:

„Eine Erkrankung der Schilddrüse, besonders der Anfang einer Schilddrüsenunterfunktion ist nicht leicht zu erkennen, da die Symptome sehr vielfältig sein können und der Verlauf schleichend ist. Die möglichen Symptome zu kennen und seinen Hund gut zu beobachten hilft, eine Erkrankung im Frühstadium zu diagnostizieren.“

Schilddrüsenerkrankung beim Hund – Ernährung

Die Ernährung des Hundes kann eine wichtige Rolle im Zusammenhang mit einer Schilddrüsenerkrankung spielen. Der Ernährungsplan deines Vierbeiners sollte kritisch durch einen Fachmann überprüft werden, denn es gibt Wechselwirkungen zwischen den einzelnen Nahrungsbestandteilen, wie Spurenelementen und Vitaminen. Ein Mangel oder Überschuss kann in einer gestörten Aufnahme eines anderen Stoffes enden. Dem Jod kommt hier eine besondere Bedeutung zu, da es an der Entstehung der Schilddrüsenhormone maßgeblich beteiligt ist. Sowohl ein Jodüberschuss als auch ein Jodmangel können zu einer Fehlfunktion der Schilddrüse und zu Tumoren führen. Ein länger bestehender Jodmangel kann in der Bildung eines Kropfes (vergrößerte Schilddrüse) enden. Hunde, die ausschließlich mit Fleisch gefüttert werden, können ebenfalls einen Jodmangelkropf ausbilden (All-Meat-Syndrom).

Den meisten herkömmlichen Futtern ist Jod beigesetzt und es kommt selten zu einer Kropfbildung. Allerdings solltest du auf eine relativ konstante Jodzufuhr achten. Dies ist besonders wichtig bei Futterumstellungen. Gewolftes Fleisch mit unklarer Zusammensetzung kann große Schwankungen in Bezug auf die Jodmenge haben. Daher sollten erkrankte Hunde damit nicht gefüttert werden. Auch in Dosenfutter kann der Jodanteil schwanken.

Es kommt also auf die Zusammensetzung des Hundefutters an und bei Schilddrüsenproblemen sollte eine Überprüfung der Futterration immer Bestandteil der Therapie sein. Insgesamt sollte auf eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung des Hundes geachtet werden. Fettreiche Nahrungsmittel sollten vermieden werden und bei Hunden mit Schilddrüsenunterfunktion kann es hilfreich sein ein proteinärmeres Futter zu füttern. Dies sollte mit dem behandelnden Tierarzt abgesprochen werden.

Einige Nahrungsmittel enthalten Schwefelverbindungen und andere Inhaltsstoffe, die die Jodaufnahme in die Schilddrüse hemmen. Hierzu zählen unter anderem:

  • Kohl, weiße Rüben
  • Radieschen
  • Mais
  • Hirse
  • Sojabohnen
  • Süßkartoffeln

Da viele Hund im Zuge einer Schilddrüsenunterfunktion an Übergewicht leiden, ist es wichtig, dass eine Gewichtsreduzierung auf das Idealgewicht stattfindet. Ist deine Fellnase gut mit Medikamenten eingestellt oder hast du nach Überprüfung seiner Ration das Futter angepasst, sollte eine Gewichtsreduktion leichter möglich sein.

Hinweis: Bei Hunden mit einer Schilddrüsenerkrankung sollte besser ein Geschirr benutzt werden. Auf einen gute Sitz ist dabei unbedingt zu achten. Wenn ein Halsband verwendet wird, sollte ein möglichst breites Halsband bevorzugt werden. Generell kann ein Leinenruck oder stetiges Ziehen an der Leine zu einer Entzündung der Schilddrüse führen.

Fazit: Eine Schilddrüsenerkrankung ist ein sehr komplexes Thema und es ist nicht einfach diese zu diagnostizieren. Dieser Beitrag soll dir helfen, gut vorbereitet zu sein, um die Anfänge dieser Erkrankung bei deinem Liebling erkennen. Hast du das Gefühl, deine Fellnase könnte hier ein Problem haben? Dann geh besser einmal zu einem Tierarzt und lass dich beraten. Leidet dein Vierbeiner unter einer Schilddrüsenerkrankung? Schreib uns gerne, wie ihr damit umgeht.

Dr. Julia Vietmeier

Tierärztin Dr. Julia Vietmeier

ist promovierte Fachtierärztin und setzt in ihrer Praxis auf Chiropraktik und Akupunktur.
Sie legt großen Wert auf die ganzheitliche Behandlung ihrer vierbeinigen Patienten.

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