Pubertät bei Hunden: So meisterst du die Flegelphase
Kennst du das? Gerade ist dein Vierbeiner noch ein verspielter Welpe, tollt mit dir im Garten herum und freut sich über deine Nähe – und dann ist von heute auf morgen alles anders: Aus spielerischen Raufereien mit seinen Artgenossen werden bittere Streitigkeiten, Kleintiere am Boden sind ab sofort Beute, die dein Hund energisch jagt, und deine Autorität stellt er kontinuierlich in Frage? WIllkommen in der Welt des pubertierenden Hundes! Wir erklären dir, wie dein Hund seine hormonellen Veränderungen erlebt und wie du ihn bestmöglich in dieser Zeit unterstützt.
Adoleszenz: Vom Junghund bis zum Erwachsenenalter
Heranwachsende Hunde durchleben mehrere Entwicklungsstufen. Dabei ist vor allem die Pubertät eine wichtige Phase, denn sie ist richtungsweisend für eure gemeinsame Zukunft: Hier spielt die Erziehung der Hundehalter eine besonders wichtige Rolle.
Nach und nach entwickelt sich dein Welpe zu einem erwachsenen Hund: Nach den ersten vier Lebensphasen, der neonatalen Phase, der Übergangsphase, der Prägungsphase und der Sozialisierungsphase, folgt die 5. Lebensphase, die
- Rangordnungsphase: Die Rangordnung wird etwa von der 13. bis 18. Lebenswoche geklärt. In dieser sensiblen Phase, die du mit einer kindlichen Trotzphase vergleichen kannst, testet dein Vierbeiner Grenzen aus und prüft, was er sich erlauben kann. Bleibe daher stets konsequent und behalte die Oberhand.
Gut zu wissen: Mit 5 bis 6 Monaten steht dein Hund unmittelbar vor der Pubertät. Heranwachsende Wölfe machen in dieser Zeit die Erfahrung, wie wirksam sich die Jagd unter einem erfahrenen Leittier gestaltet und wie jedes Tier im Rudel seinen Teil zum Erfolg beitragen kann. Bei deinem Junghund könnte nun ebenfalls verstärkt der Jagdtrieb zum Vorschein kommen, er scheint unabhängiger zu werden und entfernt sich möglicherweise nun öfter von Frauchen oder Herrchen – etwa für Jagdspiele mit Artgenossen auf der Hundewiese. Möglicherweise jagt dein Vierbeiner in der Flegelphase alles, was ihm vor die Nase kommt – egal, ob es die bisher verträgliche Katze aus der Nachbarschaft ist oder ein kleiner Spatz auf Nahrungssuche.
- Pubertät: Dies ist der Zeitpunkt der Veränderung! Mit knapp einem halben Jahr startet der Hormonhaushalt deines Vierbeiners voll durch und die Flegelphase beginnt. Er befindet sich bereits im Zahnwechsel und streift sein flauschiges Fell ab, um es gegen ein glänzendes Haarkleid oder Rauhaar zu tauschen. Ab jetzt herrscht ein Ausnahmezustand: Die Wahrnehmung deines Hundes ändert sich aufgrund des Hormoncocktails in seinem Körper, er ist nicht nur anfälliger für Stress und tendenziell emotionaler als bisher, sondern tritt möglicherweise auch dominanter auf und agiert zunehmend selbstbestimmt – er lacht potenziellen Gefahren ins Gesicht. Verliere in dieser Zeit nicht die Nerven! Trotz der Herausforderungen, die diese Phase für dich bereithält, kannst du deinen flegeligen Vierbeiner unterstützen, indem du zwar Verständnis für sein Verhalten zeigst, ihm jedoch zuverlässig Sicherheit bietest und weiterhin konsequent an bestehenden Regeln festhältst.
Je nach Hunderasse ist dein Vierbeiner mit 24 bis 36 Monaten ausgewachsen und geschlechtsreif. In diesem Zeitraum klingt die Pubertät ab und dein Hund wird erwachsen.
Pubertät beim Hund: Die wichtigsten Fragen und Antworten
Dein Welpe ist verschmust, lernwillig und anhänglich. Doch was passiert, wenn er zum Pubertier wird? Von jetzt an durchlebt deine Fellnase hormonelle Veränderungen und nimmt verstärkt unterschiedliche Reize wahr, die sie oftmals nur langsam verarbeiten kann. Wir beantworten dir die wichtigsten Fragen rund um diese besondere Zeit:
Woran erkenne ich den Start der Pubertät?
Entwickelt sich dein Welpe zu einem Junghund, dreht sich seine Welt plötzlich anders und vieles, was er bisher mochte, erscheint plötzlich lästig. Anzeichen der beginnenden Pubertät sind beispielsweise:
- Gerüche anderer Hunde wie etwa Markierstellen werden interessanter.
- Die Produktion von Pheromonen beginnt. Die Hunde werden auch von anderen Hunden sexuell wahrgenommen.
- Testosteron verändert den Stoffwechsel und führt zu Bildung von mehr Muskelmasse.
- Dein Hund distanziert sich mehr und reißt möglicherweise häufiger aus.
Dein Vierbeiner bildet verstärkt rassetypische Verhaltensweisen aus, wie beispielsweise Jagdtrieb (Jagdhunde) oder Territorialverhalten (Schutzhunde).
- Spielerisches Gezanke kann nun schneller in eine ernste Rauferei ausarten.
- Deine Fellnase reagiert nicht mehr auf erlernte Kommandos und stellt ihre Ohren scheinbar häufiger Durchzug.
- Bisher unproblematische Situationen lösen möglicherweise plötzlich Angst oder Aggressionen aus.
- Dein Hund hat Stimmungsschwankungen: Schläft er gerade noch völlig lustlos im Körbchen, ist er Sekunden später plötzlich hellwach und aufgedreht. Begrüßt er den Nachbarshund heute noch freudig, pöbelt er ihn morgen möglicherweise schon aufmüpfig an. Bekommt er morgens nicht genug von dir, nimmt er am Nachmittag Reißaus, um die Welt zu entdecken.
- Er äußert sich vermehrt verbal: Dabei nutzt er viele unterschiedliche Laute wie Winseln, Jaulen, Bellen und sogar Knurren.
- Äußerlich sichtbares Zeichen ist das Einsetzen der sexuellen Reife, Rüden heben das Bein beim Markieren und Hündinnen werden läufig.
Warum reagiert mein Hund aggressiv?
Während der Pubertät verhalten sich manche Hunde gegenüber Artgenossen aggressiver als sonst. Möglicherweise verhält sich auch dein Vierbeiner in dieser Zeit gegenüber dir und deiner Familie mitunter aufmüpfig und pöbelt. Biete deinem Hund Sicherheit, damit er nicht das Gefühl hat, vorpreschen zu müssen. Du bist an seiner Seite, wenn er sich sozial unter Druck fühlt oder nicht weiß, wie er reagieren soll. Halte an bestehenden Regeln fest, um ihm Orientierung zu bieten, übe weiterhin wichtige Grundkommandos und halte mit ihm gemeinsam Situationen aus, in denen er nun erregter als sonst reagiert. So lernt dein Vierbeiner, seine Impulse zu kontrollieren und frustrierende Situationen zu tolerieren.
Mein Hund ist ständig müde und hat kaum Appetit. Ist das normal?
Das Gehirn deines Hundes entwickelt sich rasant und bildet neue Hormone aus. Dopamin beispielsweise steigert die
Neugier und dein Pubertier erkundet und erschnüffelt pausenlos seine Umwelt. Zudem werden jetzt auch Stresshormone
freigesetzt. Diese lassen deinen Vierbeiner anfälliger für äußere Reize werden. Verarbeitet sein Gehirn alle Einflüsse des Tages, wird dein Tier schnell müde. Die Hormone verursachen zudem Stimmungsschwankungen, die deinen Hund anstrengen und daher seinen Appetit mindern können.
Unser Tipp: Trotz Pubertät können Schlappheit und Appetitlosigkeit auch auf Krankheiten hindeuten. Als verantwortungsvolles Herrchen oder Frauchen solltest du deinen Liebling in dieser fordernden Zeit daher gut beobachten. Nimmt dein Hund über mehrere Tage keine Nahrung zu sich und wirkt er träge oder sogar apathisch, fahre am besten zum Tierarzt und lass die Symptome abklären.
Wieso bellt und jammert mein Vierbeiner häufig?
Hunde kommunizieren viel über Körpersprache, zeigen jedoch ihren Unmut, ihre Freude und Aufregung auch durch unterschiedliche Laute. Besonders während der Pubertät nimmt dein Vierbeiner vermehrt Reize wahr und kann einige Situationen nicht auf Anhieb einschätzen. Dringt der Postbote in sein Revier ein, bellt dein Hund bedrohlich. Riecht ein pubertierender Rüde läufige Hündinnen, jault er möglicherweise minutenlang unruhig vor der Haustür. Grundsätzlich strengt die Pubertät deinen Vierbeiner an, was er besonders in Ruhephasen winselnd kundtun könnte.
Gibt es Unterschiede zwischen Hündinnen und Rüden?
Bewusstsein und Verhalten der Hunde verändern sich grundsätzlich geschlechtsunabhängig. Unsere Vierbeiner leben ihre Flegelphase jedoch unterschiedlich aus und zeigen differenzierte Merkmale ihrer Geschlechtsreife:
- Hündinnen kommen in der Regel früher in die Pubertät. Sie werden das erste Mal läufig und reagieren sensibler auf ihre Umwelt. Oftmals können Hündinnen die anstehenden Hormonschwankungen noch nicht richtig zuordnen, weshalb der Sexualtrieb während der ersten Läufigkeit nicht immer ausgeprägt ist.
- Rüden verrichten ihr kleines Geschäft nicht mehr sitzend, sondern heben ab sofort das Hinterbein – möglicherweise auch an deinen Möbelkanten und Zimmerecken. Spielkameradinnen werden nun schlagartig auch auf andere Weise sehr interessant. Rüden wollen sich fortpflanzen und besteigen Hündinnen jetzt regelmäßig. Auch dominieren sie auf diese Weise Rivalen und provozieren schlimmstenfalls sogar eine Rauferei mit anderen Halbstarken, älteren Artgenossen oder sogar anderen Tieren wie Nachbars Kater oder Wild.
Pubertätsverhalten beim Hund: 4 Erziehungstipps für das Pubertier
Was auch immer in der Pubertät deines Vierbeiners passieren mag, vergiss nicht: Es sind bestenfalls nur einige Monate! Wir geben dir 4 Erziehungstipps während der Flegelphase:
- Nerven bewahren: Auch wenn es schwierig erscheint, bring trotz zerstörter Kissen oder eines Alleingangs deines Vierbeiners in der Nachbarschaft Liebe und Geduld auf. Dein Hund will dich mit seinem Verhalten nicht ärgern. Vielmehr weiß er manchmal selber nicht, wo ihm der Kopf steht und muss seine Hormonschübe verarbeiten.
- Konsequent bleiben: Dein Vierbeiner muss sich vor allem in seinem hormonellen Chaos stets an dir orientieren können. Wirke flegeligem Verhalten umgehend entgegen und setze klare Grenzen! Saniert dein Hund doch mal wieder ungefragt deine Tapete, bestrafe ihn nicht. Am besten ignorierst du sein Verhalten unbeeindruckt und lobst stattdessen richtiges Verhalten ausgiebig. So prägst du deine Fellnase richtungsweisend und unterstützt die Entwicklungsprozesse.
- Verständnis zeigen: Während der Pubertät hat dein Vierbeiner meistens alle erlernten Kommandos von seiner Festplatte gelöscht.. So erscheint ihm ein einfaches “Komm!” plötzlich fremd. Möglicherweise fühlt er sich aber auch einfach nicht angesprochen. Verbringe daher besonders in diesen Phasen viel Zeit mit deinem Liebling und vermittle ihm Spaß am Lernen, indem du ihn regelmäßig motivierst und bestärkst.
- Schutz bieten: Pubertierende Hunde kennen keine Gefahren und verhalten sich häufig risikoreich. Bleib daher immer wachsam und bewahre deinen Vierbeiner vor Schwierigkeiten. Lass ihn besonders in flegeligen Phasen lieber an der Leine, z. B. einer weichen, robusten Lederleine, laufen. So könnt ihr Provokationen und eventuellen Streitigkeiten aus dem Weg gehen und mindert damit das Unfallrisiko. Sei ein sicherer Hafen für deinen Hund – so wird er wird schnell verstehen, dass er sich auf dich verlassen kann.
Fazit: Pubertierende Hunde sind eine wahre Herausforderung! Lass dich von kopflosem Verhalten nicht beeindrucken. Bleibst du erzieherisch am Ball und bietest ihm ausreichend Sicherheit, Orientierung, Liebe und Verständnis, meistert ihr seine Trotzphasen souverän. Wie erlebst du die Pubertät deines Hundes und wie bewältigt ihr sie? Wir sind gespannt auf deine Geschichte.